Was ist ein Ishikawa-Diagramm?
Ein **Ishikawa-Diagramm**, auch bekannt als **Fischgräten-Diagramm** oder **Ursache-Wirkungs-Diagramm**, ist ein leistungsstarkes Werkzeug im Qualitätsmanagement. Es hilft dabei, mögliche **Ursachen** für ein Problem (die "Wirkung") systematisch zu identifizieren und visuell darzustellen. Es fördert ein tiefgreifendes Verständnis des Problems und unterstützt Teams dabei, die **Grundursachen** zu finden, anstatt nur Symptome zu bekämpfen.
Das Diagramm gliedert sich in Hauptkategorien, die oft als die "6 Ms" bezeichnet werden (Mensch, Methode, Maschine, Material, Messung, Management/Umfeld). Je nach Kontext, insbesondere im Dienstleistungsbereich, können auch andere Kategorisierungen wie die "8 Ps" verwendet werden.
Beispiel: "Kundenbeschwerden über lange Wartezeiten im Support"
Stellen wir uns vor, ein Unternehmen wird mit vermehrten **"Kundenbeschwerden über lange Wartezeiten im Support"** konfrontiert. Wir nutzen das Ishikawa-Diagramm, um die vielfältigen Ursachen für dieses Problem zu untersuchen.
Visuelle Darstellung des Ishikawa-Diagramms
Erläuterung der Kategorien und möglicher Ursachen:
Mensch (Mitarbeiter)
- Nicht genügend Schulung: Mitarbeiter kennen Produkte, Dienstleistungen oder die verwendete Software nicht ausreichend.
- Geringe Motivation: Ein Mangel an Engagement oder eine hohe Belastung kann zu langsamerer Bearbeitung führen.
- Hohe Fluktuation: Ständiger Personalwechsel erfordert kontinuierliche Einarbeitung neuer Mitarbeiter, was die Gesamtleistung beeinträchtigt.
- Ungenügende Kommunikation: Interne Abstimmungsprobleme verursachen Verzögerungen in der Fallbearbeitung.
- Mangelnde Soft Skills: Mitarbeiter können nicht effektiv mit frustrierten Kunden umgehen, wodurch sich die Gesprächsdauer verlängert.
Methode (Prozesse)
- Unklare Abläufe: Es fehlen standardisierte Prozesse für die Bearbeitung von Anfragen.
- Komplexe Workflows: Die Schritte zur Problemlösung sind zu kompliziert oder ineffizient gestaltet.
- Fehlende Standardisierung: Jede Anfrage wird unterschiedlich bearbeitet, was zu Ineffizienzen führt.
- Kein Eskalationsprozess: Anfragen können nicht schnell und reibungslos an höhere oder spezialisierte Ebenen weitergeleitet werden.
Maschine (Technologie/Ausrüstung)
- Veraltete Software: Langsame oder fehlerhafte CRM-Systeme, Ticketsysteme oder Telefonanlagen.
- Langsame Hardware: Computer oder andere technische Geräte sind überlastet oder veraltet.
- Mangelhafte Netzwerkverbindung: Eine instabile Internet- oder Netzwerkanbindung führt zu Arbeitsunterbrechungen.
- Ungenügende Automatisierung: Zu viele manuelle Schritte, die durch technische Lösungen (z.B. Chatbots, automatische Weiterleitungen) effizienter gestaltet werden könnten.
Material (Information/Ressourcen)
- Mangelnde Dokumentation: Es fehlen umfassende oder aktuelle Wissensdatenbanken und Leitfäden für Mitarbeiter.
- Fehlender Datenzugriff: Mitarbeiter haben keinen schnellen Zugriff auf relevante Kundendaten oder die Historie früherer Anfragen.
- Veraltete Informationen: Die im System verfügbaren Informationen oder Wissensartikel sind nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Messung (Kennzahlen/Analyse)
- Keine Messung der Wartezeit: Es werden keine Daten über die tatsächliche Wartezeit oder die Bearbeitungsdauer gesammelt.
- Falsche KPIs: Die Leistung wird anhand von Kennzahlen gemessen, die nicht direkt relevant für die Wartezeiten sind.
- Unzureichende Datenerfassung: Die gesammelten Daten sind unvollständig, ungenau oder werden nicht richtig interpretiert.
Management/Umfeld (Organisation/Umwelt)
- Hoher Arbeitsdruck: Zu wenige Mitarbeiter im Verhältnis zum Volumen der eingehenden Anfragen.
- Mangelnde Ressourcenplanung: Die Personalplanung ist nicht optimal auf das erwartete Anruf- oder Anfragevolumen abgestimmt.
- Unklare Priorisierung: Mitarbeiter wissen nicht genau, welche Anfragen oder Aufgaben zuerst bearbeitet werden sollen.
- Exzessive Bürokratie: Langwierige interne Genehmigungsprozesse oder administrative Hürden verzögern die Problemlösung.